Berichte vom 3. Sanktionshungern

"Sanktionshungern" - was ist das ???

27.09.2013:
Pressemitteilung von "wir-sind-boes.de"

22.09.2013:
53.Tag des Sanktionshungerns ...

Liebe Freunde –

ich habe jetzt lange geschwiegen …
Zum einen hatten wir auf die Entscheidung der Richterin zu warten - zum anderen beeinflusst der Hungerprozess natürlich auch die geistigen Kräfte.

Innerlich weiß ich, was nötig wäre, äußerlich kriege ichs jetzt oft nicht mehr ganz hin.

Schon der Auftritt auf der Demo war eine Katastrophe. Der offene Raum war viel zu groß - das Licht zu hell - und es waren viel zu viele Leute. Eine warme Höhle, in der ich einfach liegen kann, klares frisches Wasser, ein kleines Feuer und ein gutes Buch, Gespräche bei geschlossenen Augen - das wäre, was ich jetzt noch wünschte.

Dennoch zwei Mitteilungen:

Erstens:

Wie Diana schon bekannt gegeben hat, ist die Antwort des Gerichtes auf den Eilantrag zum Aufschub der Sanktionen jetzt da.

Die Richterin hat den Antrag abgelehnt.

Sie hat größte Mühe darauf verwendet, zu überprüfen, ob die über mich verhängten Sanktionen im Sinne des SGB II berechtigt sind. Indem sie das bejaht hat, hat sie uns einen großen Dienst erwiesen, denn wenn die Sanktionen unberechtigt im Sinne von SGB II wären, wäre der Weg nach Karlsruhe verbaut.

Nicht so schön ist, dass die Richterin weder für die arbeitsethisch-philosophische, noch für die politische noch für die ausgedehnte verfassungsrechtliche Seite meiner/unserer Argumentation das geringste Interesse zeigt. Erstere erwähnt sie nicht einmal und das verfassungsrechtliche Gutachten bügelt sie mit Literaturverweisen auf die bekanntesten Argumente FÜR die Sanktionen nieder.
Ein systemerhaltend-politisches - nicht ein sachliches Urteil ist so gegeben.

Zweitens:

Um auszuschließen, dass ich "psychiatrisiert" werde, dass meine Handlungen und Gedanken irgendwann einmal als Symptome einer schweren psychischen Erkrankung "diagnostiziert" werden und ich entsprechend behandelt werde (s. Gustl Mollath), habe ich eine Patientenverfügung für mich eingerichtet, wie sie in "Patverfü" vorgeschlagen ist.

Diese Patientenverfügung ist mit Gutachten zu meiner Geschäftsfähigkeit unterlegt, damit man mir nicht sagen kann, ich habe diese Verfügung im Zustand geistiger Umnachtung unterschrieben.

Der Notar schreibt:

Der Erschienene ist dem Notar seit einigen Jahren aus anderen notariellen Angelegenheiten bekannt. Anlässlich der dabei geführten Gespräche konnte ich ein wenig seine politischen, philosophischen und ethischen Einstellungen und Überzeugungen kennen lernen. Auch heute führten wir darüber ein etwa 1/2-stündiges Gespräch.
Es bestehen nicht die geringsten Zweifel, dass der Erschienene im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist und die nachstehenden Erklärungen uneingeschränkt seinem Willen und seinen Überzeugungen entsprechen und nach reiflicher Abwägung der sich daraus ergebenden Konsequenzen abgegeben werden.

Da die Entscheidung des Richters jetzt da ist, kann die Aktion jetzt weiter gehen.
Über ihren Fortgang werden wir so schnell wie möglich informieren ...
Euer Ralph

Gewicht heute: 73,0 kg.

11.09.2013:
42.Tag des Sanktionshungern ...

Ich werde jetzt oft für das Hungern kritisiert ...

Da stellt sich mir die Frage:
Man leidet mit mir ... und fühlt und sieht dadurch ein Problem ... Man kritisiert aber MICH!
Wer, bitte, entfacht das Feuer der Empörung gegen das offenbare Unrecht, welches sich an mir, an uns allen, die wir von Hartz IV betroffen sind, vollzieh
t?
DAS
wäre doch wohl die richtigere Tat.

10.09.2013:
41. Tag des 3. Sanktionshungerns:

Warten auf die Entscheidung des Richters zur aufschiebenden Wirkung.

Für den Fall der Ablehnung: intensive Arbeit an „Plan B“

Ab heute: engmaschige ärztliche Überwachung beschlossen …

Sind jetzt auf dem Weg zum Arzt.
Gewicht heute: 73,8 kg

04.09.2013:
35.Tag des 3. Sanktionshungerns:

Maurice hat meinen Zustand jetzt deutlich ins Bild gesetzt ...
02.09.2013:
33. Tag des 3. Sanktionshungerns ...

Nach einem recht anstrengenden Wochenende auf dem Turmstrassenfest mache ich mich jetzt auf den Weg zum Vortrag nach Meldorf. Äußerlich werde ich jetzt immer mehr zerbrechlich und "kristallin", so dass meine Freunde sich jetzt langsam auch Sorge machen. Innerlich bin ich völlig frei und unbeeindruckt von der Lage. Denn es ist ja ein Gleichgewicht: Während ich hungere haben die Ämter zu würgen: Die Menschenrechts- und Verfassungswidrigkeit des Hartz-IV-Systems ist in schönster und angemessenster Weise im Gutachten festgestellt - das Gutachten ist gleich in zwei Verfahren im Sozialgericht als Antrag an den Richter, den Prozess nach Karlsruhe weiterzuleiten - und im dritten Verfahren als Widerspruch im Jobcenter eingereicht. Schmerzhafter kann es für das Amt nicht sein und mehr ist aus menschlicher Sicht zunächst nicht zu tun. 

Bis die Ämter mir Recht geben, das wird - auch wegen der politischen Bedeutung der Sache - natürlich noch ein paar Tage dauern. ;-)
Dass ich bis dahin nicht gänzlich zum Kristall oder zum bloßen "Denkmal" werde, das ist jetzt unsere Arbeit. Zum einen ist beim Sozialgericht ein Antrag gestellt, mir bis zum endgültigen Richtspruch das Geld zum Überleben doch zu bewilligen. ... Zum anderen stellen wir uns aber auch die Frage, wie ich die Sache durchstehen kann, auch wenn der Antrag nicht bewilligt wird. Wie ich leben kann, ohne dem Konflikt ausweichen und dem Amt gegenüber mit irgendwelchen Zugeständnissen einknicken zu müssen - und wie Hilfe von außen möglich ist, ohne dass damit das Amt von seiner Verantwortung entlastet wird.

Wir sind deswegen fröhlich in Arbeit - und ich gebe die nächsten Tage da Bescheid.

Leider habe ich meine Wage verliehen, so dass ich mich gerade nicht wiegen kann...
Mit herzlichem Gruß,
euer Ralph

25.08.2013:
25. Tag des 3. Sanktionshungerns ...

Liebe Freunde
hier der längst überfällige Bericht.

Zunächst ein Symptom aus der Jetztzeit:

Vorgestern (Freitag) war ich bei meiner Zahnärztin und hatte einen kleinen chirurgischen Eingriff zu überstehen. Sie gab mir ein Rezept für ein Schmerzmittel mit. In der Apotheke konnte ich das Rezept aber nicht einlösen, weil mir das Geld für die Zuzahlung fehlt... Ich hatte die Zeit dann ohne Schmerzmittel durchzustehen. Abgesehen von einer dicken Backe geht es mir jetzt aber wieder gut.

Ansonsten bin ich / sind wir fleißig.

1.) Die Plakate sind ausgehängt! Sie sind zwar erst eine Woche zu spät geliefert worden - was unsere Planung durcheinander brachte - und dann auch noch in solch versoffenen Farben gedruckt, dass es mir mehr als schwer fiel, sie als Werbung für mich anerkennen zu können. Dank Christa und Maurice, die mich getröstet und meine sich daran knüpfende Krise mit mir durchgestanden haben (und die war heftig), haben wir sie aber trotzdem ausgehängt. Und die Aktion als solche war wirklich schön!
Erste Bilder gibt es hier.

Eine besondere Freude war es mir, ein Plakat direkt vor meinem Jobcenter aufzuhängen, genau an der Stelle, an der wir vor kurzem die Verbrennung meine Eingliederungsvereinbarung gefeiert haben. Es wird nicht lange dort hängen - aber wir hängen es dann wieder nach.

2.) Die Rechtsanwältin hat meinen Widerspruch beim Jobcenter eingereicht und auch der Antrag auf einstweiligen Rechtschutz ist jetzt beim Sozialgericht gestellt. D.h., der Richter wird jetzt über meinen Antrag zu entscheiden haben, ob ich das mir vorenthaltene Geld bis zur rechtsgültigen Klärung meines Fehlverhaltens oder des Fehlverhaltens des Jobcenters (!) erhalte. Kurz: ob ich bis zum Ende des Prozesses überleben darf. In Bilde gesprochen: Da Hartz IV und das Sozialsystem mich ausgeschieden haben (es gibt für mich auch keinerlei Sozialhilfe!), habe ich mit meinem Antrag gewissermaßen Asyl im Grundgesetz erbeten. Aber auch das ist eine Ermessensfrage. Wenn der Richter die Entscheidung sehr lange herauszögert oder sogar gegen mich entscheidet - haben wir ein größeres Problem ...
Morgen werden wir in der Gruppe darüber sprechen.  

Es grüßt euch herzlichst
euer Ralph-

Gewicht heute: 76,0 kg

16.08.2013:
16. Tag des 3. Sanktionshungerns ...

Liebe Freunde -

weil ich mich jetzt länger nicht gemeldet habe, bin ich jetzt mehrfach gefragt worden, wie es mir geht.
Ich kann nur sagen: Es geht durchwachsen.

Am 13.08. habe ich zum ersten Mal die Teilnahme an einer Veranstaltung abbrechen müssen. Ich hätte dort auf dem Podium mitdiskutieren und später in Gesprächskreisen Fragenden zur Verfügung stehen sollen. Ich war zunächst auch dort - aber mein Leib gab die Basis für Podium und Gespräche nicht her. 

Der Vortrag am 14.08. in Moabit ging mir dagegen leicht von der Hand. Da es im Vorfeld von der Kirche eine "bedingungslose Pasta" gab, habe ich sogar ein kleines bisschen mitgegessen. Und hinterher haben wir noch 2 Stunden bei Apfelsaft in schönem Gespräch zusammen gehockt.

Insgesamt brauche ich jetzt viel Schlaf, um durchzukommen.
Ich danke denjenigen, die mir zu meiner Stärkung Frucht- und Gemüsesäfte gebracht haben - bitte aber trotz aller Dramatik nicht zu übertreiben und das Vertrauen in die Konzeption meines/unseres Widerstandes nicht zu verlieren.
Ich will auf jeden Fall unerpressbar sein!
Wenn man mir jetzt zu sehr helfen würde, würde der Staat entlastet werden.

Mein Hungern wird vielleicht schon bald ein Ende finden:
Am Montag kommt meine Rechtsanwältin aus dem Urlaub wieder.
Ich habe jetzt meinen Widerspruch gegen die 100%-Sanktion fertig geschrieben. Auch diesem Widerspruch ist jetzt das vorzügliche Gutachten aus der Richtervorlage zu Grunde gelegt, so dass dieses Gutachten, welches auf Grundlage der gesamten verfassungsrechtlichen Literatur und Gesetzgebung eindeutig die Unvereinbarkeit der Sanktionen mit dem Grundgesetz beweist, jetzt nicht nur im Sozialgericht, sondern auch in der Rechtsabteilung des Jobcenters vorliegt.

Man wird dort ordentlich zu würgen haben - und ich bin sehr gespannt auf die Reaktion!
Um trotz meiner Widerstandshaltung bis zur Rücknahme der Sanktion durch das Jobcenter oder bis zur letztendlichen Klärung der Frage nach der Verfassungswidrigkeit der Sanktionen in Karlsruhe überleben zu können, werde ich mit meiner Anwältin besprechen, beim Sozialgericht "aufschiebende Wirkung" zu beantragen.

Anders als im normalen Leben besteht in Hartz IV ja die Besonderheit, dass die Strafe schon verhängt wird, bevor ihre Rechtmäßigkeit überhaupt überprüft worden ist, was ebenfalls tief entwürdigend und ebenfalls menschenrechts- und verfassungswidrig ist und meine Meinung nur verstärkt, dass die Macher des Gesetzes vor den Internationalen Menschenrechts-Strafgerichtshof in Den Hag gehören.

Würde mir "aufschiebende Wirkung" gewährt, würde ich das mir jetzt gestrichene Geld so lange erhalten, bis der Streit um die Sanktionen letztgültig entschieden ist.
D.h., das JC wäre gezwungen, mir das Geld zu geben, auch wenn ich absolut nicht "folgsam" bin!  
Auch die Obdachlosigkeit und der Verlust der Krankenkasse würden so vorerst abgewendet sein.

Ob eine solche Lösung möglich ist, hängt allerdings vom Richter ab.
Wenn er mir die aufschiebende Wirkung nicht gestattet ... wird es wirklich interessant.

Es grüßt euch herzlichst:
euer Ralph

Gewicht heute 76,9 kg.

12.08.2013:
12. Tag des 3. Sanktionshungerns ...
Dieses Mal quält mich der Hunger sehr ...

Mein ganzer Körper ist in Revolte. Das entweder, weil die Hungerphasen zu schnell hintereinander folgen - oder, weil ich durch den Totalentzug des Geldes kaum eine Möglichkeit zu einem Gemüsesaft usw. habe.

Erfreulich ist allerdings, dass ich gute Fortschritte im Schreiben meines Widerspruches mache. Dank des Gutachtens/Antrags auf Richtervorlage wird jetzt eine ganz neue Dimension erreicht.
Gewicht heute: 78,0 kg

09.08.2013:
9. Tag des 3. Sanktionshungerns ...

- Gerade habe ich aus einer Schublade die letzen Centstücke zusammengeklaubt, die ich noch hatte, um mir einen Gemüsesaft und einen Fruchtsaft (2,18 Euro) zu kaufen. Nach 4 Tagen nur mit Wasser und etwas Kaffe habe ich mir diesen Luxus noch einmal gegönnt. Der Einkauf war ein Hochgenuss: Anna und ich, wir haben ausprobiert, wie die neuen Selbstbedienungskassen mit einer Flut von Centstücken umgehen können! :-) Die ersten 25 Münzen wurden brav geschluckt - dann kam die Meldung: "Münzstau" und ein Teil des Geldes kam vorne wieder heraus. Kurz, der Automat fand`s direkt zum Kotzen. So ging es dann mit immer schnelleren Unterbrechungen immer weiter. Am Ende mussten wir dem Automaten die Centstücke fast einzeln einwürgen. Erst nach etwa 10 Minuten und wahren Kaskaden von Münzstau-Stopps mit Erbrechen des Automaten waren die 218 Cent dann angenommen.
Voller Freude, etwas sinnvolles für die Gesellschaft getan zu haben - denn schließlich war die Kassiererin, die uns permanent zur Hand gehen musste, um die Maschine wieder anzuwerfen, durch uns bestens beschäftigt - und wir wollen wir ja ihren Arbeitsplatz erhalten damit sie nicht eines Tage in Hartz IV landet! - haben wir den Ort verlassen ...

Ich beginne jetzt wirklich, den Cent zu lieben :-)

- Ansonsten bin ich den Mitgliedern der Bürgerinitiative unglaublich dankbar:
In zwei unserer sog. "Geistesschulungs"-Sitzungen
   (unser Konzept der "Geistesschulung" für politische Arbeit [bei Gandhi "satyagraha"] ist hier erklärt)
haben wir uns jetzt sehr tief in die Empfindungs- und Denkwelt unserer "Gegner" hinein versetzt und einen, wie ich denke, sehr wirkungsvollen Weg gefunden, um - ohne die geringsten Zugeständnisse machen zu müssen !!! - mit der überbordenen und lebensgefährdenden Totalsanktion des Jobcenters schön, sachgemäß und provokativ umzugehen.

Die Idee muss aber noch mit mehreren Parteien abgesprochen werden, die zum Teil im Urlaub sind, so dass ich noch nicht weiter darüber sprechen kann.
Gewicht heute: 78,6 kg

06.08.2013:
6. Tag des 3. Sanktionshungerns ...
Gestern habe ich vor allem die Wahlkampf-Webseite weiter bearbeitet. In der Bürgerini hatten wir dann eine lange Diskussion über meine/unsere weitere Vorgehensweise. Es wird als kritisch empfunden, dass ich noch wohne und mir ab und an einen Kaffe koche - andererseits wäre es schlecht, jetzt schon in der Obdachlosigkeit zu sein und mich nicht mehr äußern zu können ...
Der schmale Grad zwischen: unerpressbar zu sein und trotzdem zu überleben, ist noch nicht gefunden.

"Der Boes könnte zur Abwechslung ja auch mal arbeiten gehen, damit er überlebt" - Dieser Satz ist zwar verständlich - übersieht aber, dass das, was ich tue, GERADE MEINE ARBEIT IST.
Hartz IV ist menschenrechts- und verfassungswidrig vom Ursprung bis zum tiefsten Grund - und unsere Gesellschaft ist auf einem Weg, die Menschenrechte und die Verfassung aufzugeben.
Da freundlich und bestimmt dagegenzuhalten, ist schon einige Anstrengung wert.

Mein Körper macht mir zur Zeit da Hungern noch etwas schwer ...

Gewicht heute: 79,1 kg

05.08.2013:
5. Tag des 3. Sanktionshungerns ...

Im Bilde gesprochen:

Ich stehe auf einem Boot und SEHE das Meer - doch plötzlich werde ich hineingestoßen -
Eine völlig andere Welt, in der man plötzlich ist ... Ertrinken in Problemen. Keine Aussicht mehr auf nichts. Der Horizont geht genau nur bis zum nächsten Wellenkamm. Die Welt wird auf das bloße Überleben reduziert.

Darf ich noch Duschen? (Stromkosten!)

Wie lange KANN ich noch duschen? (Wohnung)
Mein Waschmittel ist alle - was jetzt mit der Wäsche?

usw. usf.

So sieht EINE Seite meines Lebens zur Zeit aus ...

Auf der anderen Seite wiegt:

Ich hungere!  - Über Essen brauche ich mir daher im Moment keine Gedanken machen, was eine große Erleichterung für mich ist.
Meine Freunde sind an meiner Seite.
In der Wahlarbeit geht es vorwärts (s. Die Wahlplakate sind jetzt da),
und meine Klagen mit dem Antrag auf Richtervorlage sind jetzt im Gericht. 

Die Waage ist zur Zeit ausgeglichen.

Gewicht heute: 79,3 kg

 

03.08.2013:
3. Tag des 3. Sanktionshungerns ...

05:00 Uhr

Es ist ein eigentümliches Gefühl, keine Aussicht mehr auf ein würdiges Leben zu haben. Ich schaue meine Wohnung an - ich schaue mich an - ich schaue mein Leben an, meine Kinder, meine Freunde - es ist der Blick des Abschieds. Der Blick, der keine Zukunft auf der Erde hat.
Und es ist da ein großes Wundern über diese anonyme Art der Diktatur. Wir haben äußerlich keinen Diktator - aber es wird diktatorisch über uns geherrscht. Wir werden nicht von der Polizei geholt und ins Gefängnis geworfen - aber uns wird - zuerst durch die radikale Rationalisierung, dann durch einen gewissenlosen Amtsfaschismus, vollständig die Lebensgrundlage entzogen ... wenn wir nicht "freiwillig" auf unsere Freiheit und Würde verzichten und alles mitmachen wollen, was man von uns fordert.

Die anonyme Diktatur der Finanzmärkte ...
Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Selbstlosigkeit und Mut, Verantwortung, Mitgefühl, Solidarität, Würde, Liebe, Sinn ... alles Begriffe, die es in dieser Wellt nicht gibt.

Vergifteter Garten ohne Blumen.
Es ist der Blick des Abschieds, den ich heute habe.

11:30 Uhr

Habe gerade Diana beim einkaufen begleitet - Sie hat mir ein Glas Honig, Kaffee und zwei Pack Gemüsesaft mit gekauft. Es ist ein zutiefst beschämendes Gefühl, in dieser Weise Geschenke entgegenzunehmen. Und es ist zutiefst verunsichernd, in einer Wohnung zu sitzen, die nicht bezahlt ist und Strom zu verbrauchen, der ebenfalls nicht bezahlt ist - und dabei nicht zu wissen, wie es weiter geht. Das Schicksal von Legionen verfassungswidrig sanktionierten Mensch in Deutschland!!!
Jetzt mache ich mich an meinen Widerspruch ...

Gewicht heute: 80,1 kg

 
02.08.2013:
2. Tag des 3. Sanktionshungerns ...

Gestern hat mein Körper mich stark angefleht, es doch bitte nicht zu tun. Ich musste SEHR streng mit ihn sein ... Heute scheint er mich zu stützen.

Gewicht: 80,8 kg

01.08.2013:
1. Tag des 3. Sanktionshungerns ...
Öffentliche Verbrennung der Eingliederungsvereinbarung vorm Jobcenter
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