Berlin, den
26.10.2012
Liebe Freundinnen und Freunde,
es ist so weit:
Nachdem ich das Hartz-IV-System durch den Brandbrief herausgefordert habe und die Herausgeforderten lange versucht haben, mich zu ignorieren, werde ich jetzt sehr scharf sanktioniert.
Vorerst zwar nur 90 Prozent Abzug vom absoluten Lebensminimum! Das heißt: noch immer 37,40 Euro (statt 374,00 Euro) monatlich zum Leben.
Es ist allerdings so,
dass
die Sanktionierung noch gesteigert werden kann. Denn eine
Sanktion von 100
Prozent mit zusätzlichem Verlust von Krankenkasse und Wohnung ist ja noch
möglich.
Was ist jetzt zu tun?
Natürlich werde ich die juristischen Mittel nutzen, die mir jetzt geboten sind, und hoffe, dass ich hierzu die nötige Unterstützung erhalten werde. Aber ich werde ab dem 1. November (Beginn der 90-Prozent-Sanktion) auch hungern. Denn eindrücklicher kann man die Menschenunwürdigkeit des Sanktionssystems in Hartz IV nicht zur Anschauung bringen.
Dabei handelt es
sich nicht um einen Hungerstreik! dass ich sanktioniert werde, weil ich den Verfassungsbruch in Hartz IV nicht anerkenne (s. Brandbrief) und in Folge dieser nicht-Anerkenntnis ein Lebenskonzept verfolge [1], welches unserem Staat (zur Zeit noch) nicht gefällt;
dass ich da
sanktioniert werde in dem Ausmaß, welches im Hartz-IV-System
für jeden, der sich nicht bedingungslos unterwirft, sei es auch aus
anderen, nicht-politischen Gründen,
kühl vorgesehen,
in menschlicher Hinsicht aber absolut
unwürdig und lebensbedrohlich ist.
Um deutlich zu machen, dass nicht ICH in den Hungerstreik trete, sondern der Staat mich im Vollzug seiner völlig unzureichenden Ideen vom Wesen der Arbeit mit dem Entzug meiner Lebensgrundlagen bestraft, haben Mitstreiter unserer Initiative für diesen Teil meiner Aktion das Wort "Sanktionshungern" - sogar noch schärfer: "Zwanktionshungern" ;-) - erfunden. Sanktionshungern trifft, wie ich denke, den Tatbestand recht gut.
Das Bitten um vielleicht gnädig zur Verfügung gestellte Lebensmittelgutscheine (sie werden nur als Kann-Leistung und erst auf Antrag zur Verfügung gestellt) ist zusätzlich entwürdigend - das Einkaufen mit solchen Gutscheinen ist eine höchstgradige soziale Stigmatisation, weswegen ich keinen Gebrauch davon machen werde ...
Zum Thema, wie ich unterstützt werden kann, wird Euch sicher vieles einfallen. Und ich bin gespannt, was da an Hilfe kommen wird.
Das würde das JobCenter entlasten und die Kraft der Aktion zerstören. Auch Essen zu bringen, ist untersagt!
Das Zweite sind Aufrufe gegen das JobCenter oder Aufrufe zu Unruhe oder zu Gewalt!
Ich schreibe das, weil es
in Hartz IV inzwischen so große Verzweiflung und so sehr viele
Verzweifelte gibt.
Wir bekämpfen nicht Menschen sondern ein Gesetz – das dürfen wir nie vergessen. Und in MEINEM Fall waren die Mitarbeiter des Jobcenters immer bestens um mein Wohl bemüht! Sie können jetzt nicht anders, selbst wenn sie wollten, weil ein unmenschliches Gesetz sie zwingt.
Liebe Freundinnen und Freunde - natürlich dürft ihr auch spenden, denn natürlich brauchen wir auch Geld - und zwar sogar in Massen! Aber nicht für meine Person - um deren Wohlergehen soll sich gefälligst das Jobcenter kümmern - sondern für die Sache!
Viele Ideen werden sich entwickeln - ein paar Wochen haben wir Zeit – und ich hoffe, dass wir sie gut nutzen werden. Für die nächsten Tage ist schon Folgendes geplant:
Sorgen wir dafür, dass das Grundgesetz nicht abgeschafft, sondern endlich voll ergriffen wird und dass Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar" endlich uneingeschränkte Gültigkeit erhält. Erneuern wir die Bundesrepublik an ihren eigenen Idealen - und tun wir das in einer Würde, die selbst unsere schärfsten Gegner überzeugt.
Konto:
und herzlichstem Gruß, euer Ralph (Boes)
[1] S. Eingang des Widerspruches gegen einen gegen mich verhängten Verwaltungsakt. [2] Gewöhnlich sind es Provokateure der Gegenmächte, die zu Gewalt aufrufen, um mittels der dann notwendig werdenden Gegenschläge ihre Ziele durchzusetzen – und man macht sich zu ihrem Handlager, wenn man jetzt gegenüber dem Jobcenter aber auch nur den geringsten Unmut zeigt.
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